Infektionen im Alter - Erhöhter Anfälligkeit vorbeugen
Physiologische Alterungsvorgänge und verschiedene Erkrankungen schwächen die Abwehr betagter Menschen.
Das Infektionsrisiko steigt und muss durch gezielte Maßnahmen unter Kontrolle gehalten werden. Auf der Ebene der unspezifischen und der spezifischen Abwehr sind im Hinblick auf Altersveränderungen noch viele Fragen ungeklärt, es ist aber auch hier mit verschiedenen Funktionseinbußen zu rechnen. Bestimmte T-Zellen vermindern sich im Alter um die Hälfte, wie auch ein Nachlassen der Gammaglobulinmenge etwa ab dem sechzigsten Lebensjahr zu beobachten ist.
Eine große Rolle für die Infektionsanfälligkeit spielen dann bestimmte Erkrankungen, die gehäuft im Alter auftreten und so den Status von Alterserkrankungen haben. Zu nennen wären hier vor allem der Diabetes mellitus vom Typ II, die Arteriosklerose, Herz- und Niereninsuffizienzen, die chronisch obstruktive Bronchitis, aber auch Tumorerkrankungen. Nicht selten verschärft dabei das für das Alter typische Zusammentreffen mehrerer Erkrankungen die Situation.
Verschiedene Medikamente, die zur Behandlung gebraucht werden, haben ebenfalls Auswirkungen auf die Abwehrlage. So etwa der H2 Blocker, der den pH-Wert im Magen erhöht, wodurch oral aufgenommene Keime im Gastrointestinaltrakt nicht ausreichend abgetötet werden. Besonders ist auf alle Ausscheidungsorgane zu achten - dazu gehören neben denen für Urin und Stuhl auch die Atemwege (hier setzt sich unter anderem auch die Erregbarkeit des Hustenreflexes herab, wodurch die wichtige Reinigungsarbeit des Flimmerepithels beeinträchtigt wird). Die Anfälligkeit für Erkältungen und Lungenentzündungen ist erhöht und schließlich die Tränendrüsen.
Bei der Haut als äußerer Barriere des Menschen gegen die schädlichen Einflüsse seiner Umwelt ist es vor allem die rückläufige Schweiss- und Talgproduktion des Säureschutzmantels, die sie für ekzemartige Veränderungen und bakterielle Infektionen anfälliger macht. Zudem können im Alter bei bestehenden Infektionen die Symptome wenig ausgeprägt sein, so dass Infektionserkrankungen erst mit Verzögerung erkannt werden. Dies kann im Zusammenhang mit der bei Mehrfacherkrankungen und chronischen Krankheiten erschwerten Diagnose zusätzlich problematisch werden. Deshalb muss die selbstverständliche Beachtung hygienischer Schutzmaßnahmen den Pflegenden in Fleisch und Blut übergehen, um Schaden vom Patienten und nicht zuletzt auch von sich selbst abzuwenden.
Neues Hygienebewusstsein
Das Alter bringt neue Hygiene-Erfordernisse mit sich, die, das seit langen Jahrzehnte gewohnte, Konzept der individuellen Sauberkeit in Frage stellen. Betagte Pflegebedürftige müssen jedoch vor allem auf eine umfassende Grundpflege achten, die ganz besonders die Gesunderhaltung der Haut zum Ziel hat.
Die Raum- und Wäschehygiene gewinnt an Bedeutung, sie ist in der Umgebung des Kranken so keimarm wie möglich zu halten. Lüften, Wischen, Saugen, Staubwischen sind nun öfters vonnöten, und Staubaufwirbelungen sind zu vermeiden.
Sofortige Entfernung von Schmutzwäsche, häufiger Bettwäschewechsel - bei Infektionskrankheiten auch der häufige Wechsel von Einmaldecken und -kissen - Trennung der Wäsche von derjenigen der Angehörigen, häufiger Handtuch- und Waschlappenwechsel (oder die Verwendung von Einmalwaschlappen) gehören hier zur Priorität der Pflege. Alle Einmal-Materialien sind nach Gebrauch sofort zu entsorgen. Das Nachtgeschirr, die Toilette und die Waschschüsseln sind nach Gebrauch sofort gründlich zu reinigen und zu desinfizieren.
Der Pflegende soll dabei Einmalhandschuhe tragen. Nach dem Händewaschen sind die Hände zusätzlich zu desinfizieren. Leidet der Pflegende selbst an einer Erkältung, so empfiehlt sich dringend das Tragen eines Mundschutzes. Für einen abwehrgeschwächten Patienten kann jede Erkältung zu einer ernsthaften Bedrohung werden.
Vorbeugung
Gegen die Lungenentzündung lässt sich vorbeugen, indem die Atemtätigkeit des Kranken gefördert und gefährliche Schleimansammlungen in den Atemwegen verhindert werden. Mit einer gezielten Atemtherapie kann eine Dehnung der Lunge angestrebt werden. Ansonsten soll der Kranke mehrmals täglich bei einer Oberkörper-Hochlagerung tief durchatmen. Notfalls hilft auch eine Seitenlagerung, um die Durchlüftung der Lunge zu fördern. Nach Absprache mit der Ärztin/dem Arzt kann der Brustkorb auch vorsichtig abgeklopft werden (nicht anzuraten bei Herzkranken und Patienten mit einer Kopfverletzung). Die Haut sollte generell auf alle Auffälligkeiten hin untersucht und Veränderungen sofort dem Arzt oder der professionellen Pflegekraft mitgeteilt werden. Rötungen, Schuppungen und Bläschenbildung sind erste Anzeichen einer möglichen Abwehrschwäche. Es empfiehlt sich daher eine sorgfältige Hautpflege.
Die ohnehin trockene Altershaut darf dabei aber nicht zusätzlich ausgetrocknet werden, da dies Bakterien und Pilzen gute Angriffsflächen eröffnet. Inkontinente Patienten sind, da sie der Gefahr einer Windel-Dermatitis unterliegen, mit qualitativ hochwertigen Inkontinenzprodukten zu versorgen, welche die anfallende Nässe sicher im Saugkern einschließen und so wenig wie möglich rücknässen. Für die schonende Reinigung des Genitalbereichs ohne Wasser und Seife, aber auch für einen wirksamen Hautschutz, stehen eine Reihe von Spezialpräparaten zur Verfügung. Schließlich hat auch noch die allgemeine Abwehrschwäche Einfluss auf das Angehen von Infektionen, wobei bei bettlägerigen, immobilen Patienten nicht selten Mangelernährung mit Eiweiss- und Vitaminmangel erschwerend hinzukommt. Bei der Versorgung von Wundstellen gibt es eine Reihe von besonderen Maßnahmen, die wir bereits besprochen haben.
Die Abwehrphalanx gegen Keime:
Unspezifische Barrierefunktionen:
1 intakte Haut mit Säureschutzmantel
2 Tränenflüssigkeit
3 Flimmerepithel in den Luftwegen
4 saurer pH-Wert des Mageninhaltes
5 saures Milieu der Scheide
Das Immunsystem, das mit Hilfe immunkompetenter Zellen die Reaktion auf eingedrungene Mikroorganismen bewirkt, umfaßt drei Funktionskreise:
Das Knochenmark als Nachschub für die Immunzellen, die primären Immunorgane wie Thymus (6) und darmnahe Lymphorgane sowie "Stätten der Immunabwehr" wie Mandeln (7), Milz (8), Lymphknoten (9) und Leber (10).
Harnwege
Für das vermehrte Auftreten von Harnwegsinfektionen im Alter sind vor allem eine gestörte Selbstreinigung (verminderte Harnabsonderung) sowie altersbedingte oder krankhafte Veränderungen verantwortlich. Ein weiterer Risikofaktor ist die Harninkontinenz. Sie führt beispielsweise bei der Frau zu einer erheblichen Keimkontamination im Bereich von Damm und Vulva. Präventiv ist alles nützlich, was eine einwandfreie Intimhygiene gewährleistet. Günstig scheinen sich auch eine vermehrte Flüssigkeitszufuhr - auch bei bestehender Harninkontinenz - sowie regelmäßige, in kürzeren Abständen vorgenommene Blasenentleerung auszuwirken.